Donnerstag, 1. Dezember 2016

immer wenn..


...immer wenn ich meine, ich muss für meine (und deine) Würde, für mein (und dein)  Ernst-genommen-werden kämpfen, nehme ich mich selbst (und dich) nicht ernst, behandel ich mich selbst (und dich) sehr würdelos.
Wenn ich das Bild von mir (und dir) im Anderen grade rücken will, bin ich so weit von mir (und dir)  entfernt wie das Bild im Anderen es ist, ich muss ja dahin gehen, wo es „hängt“ – und damit weg von mir (und dir). Kein Boden dort, der eben noch so tragsicher war, kein „ok“, kein „du darfst ja“, kein Vertrauen da, kein Zauber und keine Magie- das ist auch kein Wunder! Ich bin in einer mir fremden Seelenlandschaft, die mir natürlich all das nicht bieten kann und wird und in der ich nichts verloren habe

Donnerstag, 17. November 2016

getraut

Liebe Frau xy,
ich habe jetzt mal ein paar Tage verstreichen lassen nach dem Lernentwicklungsgespräch und möchte Ihnen gern doch nochmal eine persönliche Rückmeldung geben. Mir liegt das Schriftliche mehr, darum schreibe ich Ihnen eine Mail. 
Ich habe Sie erstmal grundsätzlich als sehr bemüht und freundlich wahrgenommen- auch im Umgang mit yx. 
Sie haben ihm freundlich rückgemeldet, wie er so aus schulischer Sicht die Leistungs-Anforderungen erfüllt.. Alles gut soweit. Was mir persönlich ein bißchen dabei gefehlt hat, ist das Gefühl, dass Sie neben dieser Ebene (erfüllt er, was gefordert ist) auch sehen, was er alles "Tolles" mitbringt (so wie jedes Kind jeweils die ihm eigenen, tollen Besonderheiten (und auch Nervigkeiten) mitbringt). Ich als Mama hab da sicherlich einen besonderen Blick drauf, aber unabhängig davon gibt es da sehr viel Tolles. Ich mag das hier gar nicht groß aufzählen, ich will ja auch keine "Werbung" machen für mein Kind. Ich möchte nur sagen, dass mir das ein bißchen gefehlt hat im Gespräch mit Ihnen oder in Ihrer Rückmeldung an yx (und mich) . Klar möchte ich, das mein Kind "gesehen" wird- neben all der Dinge, die er in der Schule leisten "muss", um zu bestehen. 
Ich glaube auch bestimmt, dass Sie so einen Blick auf die Kinder haben- und dass er vielleicht manchmal aufgrund des Schulalltags ein bißchen untergeht.
Ansonsten geht yx gern zur Schule, was mich freut und ich hoffe, dass das so bleibt.
Liebe Grüße

xx



Sonntag, 13. November 2016

nicht getraut

Oft habe ich das Gefühl, ich traue mich etwas nicht. Oder habe mich nicht getraut. Ich sehe dann andere, die trauen sich etwas. Vielleicht etwas, was ich mich nicht getraut habe und die Menschen beneide ich dann vielleicht oder bewundere sie und wieder –wie so oft- vergleiche ich mich mit anderen, und dieser Vergleich hat etwas Destruktives: ich fühle mich klein, mutlos, minderwertig in diesem Vergleich.
Aber: was hindert mich einerseits am mich-Trauen? Und: warum trauen sich die, die sich trauen? Wie sinnvoll ist der Vergleich und wie sinnvoll die Kategorien, in die ich mich und andere da einordne?
In den Momenten, die ich später so bewerte: ich hab mich nicht getraut- da lebt nicht nur eines in mir, nicht nur: ich will das jetzt so tun, so sagen, so handeln.. da ist mehr, klar, sonst würde ich doch tun, sagen, handeln… manchmal ist da Angst, die in mir lebt, manchmal Liebe, manchmal Mitleid...und diese Gefühle stehen gleichwertig oder gleich stark neben dem Wollen oder dem jeweiligen Gefühl, das hinter dem Wollen steht, denn ich will etwas, weil ich etwas fühle, immer ist Fühlen der Ursprung meines Wollens..
Was, wenn jemand, von dem ich glaube, er traut sich etwas, sich gar nicht trauen musste? Weil in ihm keine gegensätzlichen, gleich starken Gefühle lebten? Heißt sich trauen nicht immer, dass man sich entscheidet für ein Gefühl von mehreren? Dann würde sich nicht trauen heißen, ich entscheide mich nicht, entweder :ich kann es nicht oder aber : ich lasse alle Gefühle da sein, gleichwertig und unterdrücke keines von ihnen – und wenn ich es so sehe, kann ich dem sich nicht trauen sogar etwas abgewinnen… ein sich in allem was da in einem ist annehmen- und daraus handeln oder eben nicht handeln. in dem Sinne gibt es das nicht, sich nicht trauen. Wenn ein Gefühl so stark ist, dass es wirklich „raus will“ dann wird das auch passieren, werde ich den Mut finden oder wird gar kein Mut nötig sein. Vielleicht geht es nicht um sich etwas trauen, sondern um „ich kann mir trauen“, auch in dem mich-nicht-trauen kann ich mir trauen..


Samstag, 12. November 2016

Schlüsselszene

Es gibt da diese Szene in meiner Kindheit, an die ich mich gut erinnern kann. Ich erinnere mich an relativ wenige Dinge meiner Kindheit und wenn ich etwas so klar vor Augen habe, war es meistens verbunden mit starken Emotionen oder ich würde heute sagen, dass es so etwas wie eine Art Schlüsselszene gewesen sein musste und ich es deshalb noch jetzt so gut erinnern kann..


ich war etwa 12 oder 13 Jahre alt. Die meisten meiner Mitschüler waren bereits ein Jahr älter, weil ich schon mit fünf eingeschult worden war.
Ich hatte einen besten Freund damals, Jan, er war nochmal 2 Jahre jünger als ich und wir spielten leidenschaftlich gerne mit Playmobil.. auch in  dem Alter noch.. gleichzeitig begann ich mich langsam in Richtung Pubertät zu entwickeln oder nahm jedenfalls wahr, dass die Mädchen um mich herum voll dabei waren.. an diesem Tag ging ich nach Schulschluss mit zwei Mädchen meiner Klasse, die beide die Playmobilzeit schon lange hinter sich gelassen hatten, von der Bushaltestelle nach Hause. Mitten auf dem Weg kam Jan plötzlich hinter uns hergelaufen, der aus einem anderen Bus ausgestiegen war, und rief mir zu, dass ich warten sollte.

Ich ging auf ihn zu, bevor er uns erreicht hatte und fing ihn ab und sagte ihm, dass er mich bitte nicht mehr vor den anderen Mädchen ansprechen solle.


- Jahrelang schämte ich mich wahnsinnig dafür und auch jetzt wird mir ganz anders, wenn ich an diesen Moment denke und Jans Gesicht vor mir sehe.
Ich - so hab ich das bewertet- hatte ihn irgendwie verraten, uns, das, was wir miteinander teilten und das, was ich ja mochte, gerne tat..was aber nicht dorthin passte, was mir plötzlich peinlich war, kindisch vorkam..dieser Teil von mir hatte nichts zu suchen dort und ich konnte nicht anders als ihn verleugnen.
naja, könnte man meinen, es war eben eine Übergangsphase, du warst ja mitten am Anfang der Pubertät, irgendwo zwischen Kind und Erwachsenem, zwischen Mädchen und Frau... ist doch normal.. Muss man ja nicht überbewerten. Muss man auch nicht. Schon gar nicht in Richtung moralisch darüber urteilen..

aber es ist etwas davon geblieben oder ich würde fast sagen, ein Lebensthema daraus geworden und es sorgt in meinem Leben immer wieder für ein grundsätzliches Unbehagen.

Heute träume ich mich manchmal in diese Kindheitsszene und dann bin ich mutig und stark und sicher, dass alles, was ich bin und auch das, was sich widerspricht, so genau sein darf und dann nehme ich Jan ganz selbstverständlich in unsere Mitte .. "..das ist mein Freund Jan..wir spielen total gerne Playmobil miteinander..wollt ihr mal mitmachen?"

und dann käme vielleicht Ablehnung, Oder sich-lustig-Machen.. oder aber auch Erleichterung: "Oh, endlich können wir auch mal wieder zugeben, dass wir auch noch ganz gern die alten Playmobilsachen rausholen, wenn es keiner sieht."- aber das wär eine andere Geschichte und sie hätte nichts mit mir und mit Jan zu tun..